Herren 3. Runde Grunddurchgang: UVC Ried und Union Oberneukirchen

Kapitel 1 – das Blutbad

Es ist wieder Samstag, 12 Uhr Mittag. Aufrechte Männer sammeln sich zu einer Gruppe, gar einer Mannschaft. Anständige Familienväter lassen Ihre Frauen und Kinder allein zurück, um sich in der Volksschulhalle St. Martin dem Kampf der Kräfte auszusetzen. Sie schinden ihre Körper, quälen ihren Geist. Vereint durch ein gemeinsames Ziel: Punkten! Punkten! Punkten!

Als erste Prüfung steht uns ein unbekannter Gegner bevor: Der UVC Weberzeile Ried im Innkreis 2 – oder wie andere sie nennen: „Riad“. Selbstbewusst erscheint Riad mit nur sechs Mann – für St. Martin solle das genügen. Doch schon im ersten Satz zeigt sich, dass Hochmut stets vor dem Fall kommt. Für das Publikum präsentiert sich das Spiel eher als freies Einschlagen für die bärenstarke Mannschaft aus St. Martin. Nach 25:15 sind wir aufgewärmt. Einige Besucher verlangten bereits jetzt ihr Eintrittsgeld zurück – hatten sie sogar die eigene Meisterschaftsrunde sausen lassen, nur um uns kämpfen zu sehen. Wir hatten Blut geleckt. Und auch jene Kameraden, die bisher nur vom Seitenrand zusehen konnten, verlangten nach Ihrem Anteil. Gierig zerschossen Sie die gegnerische Mannschaft mit dem kopfgroßen, gelb-blauen Spielball und bereiteten auch dem zweiten Satz ein frühes Ende mit 25:13.

Es ist nun 12:45 Uhr. Noch immer fehlt uns einer unserer Kameraden. Daniel – der vollbärtige Adonis, mit Oberarmen, wie Davinci persönlich sie nicht schöner hätte zeichnen können – war noch nicht aufgetaucht. Wir wussten ob seiner Aufgabe, sich noch um die ein oder andere Mieze zu kümmern, bevor er in die Schlacht ziehen konnte (wer wusste schon, ob er Abends wieder zurück kommt). Dennoch dauerte es diesmal ungewöhnlich lange. Unsere Gier nach einem Massaker im dritten Satz war groß, doch unser Kammeradschaftssinn war größer. So spielten wir auf Zeit, um unserem Freund und Kamerad, noch etwas übrig zu lassen. Und als auch alles Zeitschinden nicht mehr half, entschieden wir, dass wir den dritten Satz abschenken, um dann mit Furore und Gesang, als geschlossenes Team unsere Gegner im Vierten zu überrollen. Unser Plan war jedoch zum Scheitern verurteilt…

Nach dem wir Satz 3 mit 22:25 so lange wir konnten rauszögerten, erschien Daniel. Er legte das Gelb an, kehrte kurz in sich und betrat die Halle. Es wurde ruhig um ihn. In seinem Gesicht stand die Bereitschaft, für alles zu Kämpfen, das ihm heilig ist, wie in Lettern geschrieben. Doch unser Gegner überraschte uns. Wir hatten nicht mit der Finte von Riad gerechnet, uns vor dem Spiel zu versichern, dass es kein Problem sei, wenn einer später kommt, nur um dann im vierten Satz – als es soweit war – sportlicher Weise zu sagen, dass sie es doch nicht wollen. Das kennen wir sonst nur von unseren Frauen.

Das knistern der Anspannung war deutlich zu spüren. Manche behaupten noch heute, sie hätten es sogar gehört. Das Team sammelte sich, um sich auf den vermeintlich letzten Satz vorzubereiten. „Jetzt erst recht“, sagte einer, „Drauf auf’s Reh“, stimmte der nächste Ein. Und so zerschossen und zerballerten wir ein um den anderen Punkt, und wischten mit Riad unsere Halle in 25:10 sauber. Es war ein guter Tag.


Kapitel 2 – David gegen Goliath

Als vorletzter in der Meisterschaftstabelle starten wir gegen die Zweitplatzierten Union Oberneukirchen 1, die zu diesem Zeitpunkt jedoch nur halb so viele Spiele gespielt hatten, wie die Erstplatzierten. Es wird ein Kampf wie David gegen Goliath. Noch niemand konnte Union Oberneukirchen 1, die gemeinhin auch als „Onk“ bezeichnet werden, in dieser Saison auch nur einen Satz abnehmen.

Dr. Haibl M. (Titel von der Redaktion geändert) wurde vor dem Spiel noch um Rat gebeten, da er selbst bereits das vergnügen hatte, in dieser Saison gegen Onk zu spielen: „In Woaheit hobt’s ka Chance, oiso gehts um nix. Hobts anfoch a Gaude und sekkiertsas!„. Doch wieder einmal, schreiben wir unsere Geschichte anders, als es zu erwarten wäre, auch wenn wir in gewohnter Manier die Auslosung verloren. Gleich vom ersten Punkt an liefern beide Mannschaften 100% ab. Onk präsentiert sich mit taktischen Täuschungsmanövern, mit beeindruckenden Pipe-Angriffen und einem insgesamt sehr schnellen und stabilen Spiel. Besonders in der Feldverteidigung kämpfen sie um jeden Punkt und holen noch so manchen bereits gefeierten Punkt wieder ins Spiel. Auf unserer Seite halten die Blocker gut dagegen und Moe – unser wieselflinker Libero – ist am ganzen Feld vertreten, um jede Lücke mit unnachahmlicher Leichtfüßigkeit auszufüllen. Fast als läse er das Spiel des Gegners in einem Walt Disneys lustiges Taschenbuch war er oft schon vor Ort, bevor der Ball überhaupt gespielt wurde.

Nach 96 Punkten auf hohem Niveau stand es 25:23 und 23:25. 1:1 in Sätzen. Goliath hatte den ersten Satz in dieser Saison abgegeben, und konnte den zweiten nur ebenso knapp für sich entscheiden. Das Publikum tobte. Es gelang dem Favoriten der Partie, sich im dritten Satz nochmal zu steigern, und mit kraftvollen Angriffen zu punkten, währen sich bei uns der ein oder andere Fehler einschlich. Schnell kippte die Partie zu Gunsten von Onk, welche den dritten Satz mit 25:17 doch deutlich für sich entscheiden konnte. Mit dem Rücken zur Wand standen wir vor einer Heimniederlage gegen Onk, doch lebte der Kampfgeist in jedem einzelnen von uns auf.

Das Spiel geht in hohem Tempo wie bisher in die vierte Runde. Robert Tremelin, das Kraftwerk, verstellt jedem Angreifer den Weg. Michael machte aus seinen Service-Gelegenheiten eine Scharfschützenübung. Moritz teilte sich in vier Moritze auf, die gemeinsam jeden noch so gut platzierten Ball gemütlich verteidigten. Manuel Gichthaxn Bauer sprang mit offenem Knöchelbruch immer noch höher, als jeder gegnerische Block und schlug aus reiner Kaltschnäuzigkeit und Verhöhnung sogar nur noch mit der linken Hand ab. Günter G. taktierte in den bedeutenden Momenten genau richtig, und dirigierte seine Angreifer zu abwechslungsreichen Manövern, womit wir es dem gegnerischen Block schwer machten, sich uns in den Weg zu stellen. Erdi und Hias waren auch dabei. Und so konnte es gar nicht anders ausgehen, als dass der vierte Satz verdient mit 25:20 an uns ging.

Satz 5 – Unsere persönliche Problemzone

In dieser Saison hatten wir bereits zwei mal das Vergnügen, über fünf Sätze zu gehen, wobei uns der jeweils fünfte Satz immer reichlich misslang. Und es sollte auch diesmal nicht anders sein. Ein früher Rückstand bringt uns in Bedrängnis. Sowohl unsere Kräfte als auch unsere Konzentration lassen in dem bereits 9. Satz des Tages deutlich nach. Unsere Nasen riechen bereits den füllenden Toast, unsere Münder schmecken schon das Bier, das auf uns wartet und uns erfrischen wird. Doch werden die Speisen und Getränke keine Siegesmahlzeit werden. Onk verdient sich den fünften Satz mit 15:12 und sichert sich das 3:2 nach einem hochklassigen Match bei uns zuhause. Einziger Wermutstropfen: Es folgt das nächste Blutbat (Onk vs. Riad), und wir haben gute Sitzplätze.